Energiemanagement ist für die „schwäbische Hausfrau“ Ehrensache: Sie schaltet das Licht aus, wenn der Raum nicht benutzt wird, dreht die Heizung beim Lüften herunter und bei Elektrogeräten wird der Stecker gezogen, statt sie im Stand-by-Modus zu belassen. Wer beständig gegen Energieverschwendung ankämpft, spart eben immer auch bares Geld. Das Prinzip lässt sich mühelos auf Unternehmen übertragen. Energiemanagement kann in diesem Sinne definiert werden als die Summe aller Maßnahmen, durch die jeweils nur so viel Energie wie nötig und so wenig Energie wie möglich verbraucht wird.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden in Unternehmen Energiemanagementsysteme (EMS) eingesetzt. Dabei handelt es sich im Grunde zunächst um ein Energieaudit, bei dem alle Energieströme erfasst werden. Das Energieaudit bildet die Grundlage, auf der entschieden wird, in welchen Bereichen Einsparpotenziale bestehen und wo die Energieeffizienz gesteigert werden kann. Die Durchführung von Energieaudits bzw. Einführung eines EMS ist gemäß Energiedienstleistungsgesetz (EDL-G) für Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten oder einem Jahresumsatz von 50 Millionen Euro und mehr vorgeschrieben. Für KMU greift das EDL-G nur dann, wenn sie mit Großunternehmen eng verflochten oder von diesen abhängig sind.

Dennoch lohnt sich die Einführung eines Energiemanagementsystems auch für das Handwerk, Dienstleister sowie die mittelständische Industrie. Schließlich steigt durch niedrigere Energiekosten die Wirtschaftlichkeit und somit die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Besonders energieintensive Unternehmen nutzten daher schon immer die Möglichkeit, durch Ablesen, Auflisten und Vergleichen der Zählerstände von Strom, Heizenergie und Wasser, die Regulierung der Heizung, das Schließen von Fenstern, die Abschaltung der nächtlichen Beleuchtung oder den Wechsel des Anbieters ihre Energiekosten zu senken. Dank der Digitalisierung lohnt sich das mittlerweile auch für weniger energieintensive Unternehmen. Möglich machen das vor allem smart vernetzte Geräte, die die Energiedaten jedes Verbrauchers automatisch aufnehmen, verarbeiten und visuell so aufbereiten, dass daraus Aktionen abgeleitet werden können.

Energiemanagementsystem nach der DIN EN ISO 50001

Wie ein Energiemanagementsystem konkret auszusehen hat, ist gesetzlich allerdings nicht festgehalten. Das EDL-G definiert schlicht, das eine solches System „den Anforderungen der DIN EN ISO 50001 entspricht.“  Ziel der weltweit anerkannten ISO 50001 ist es, Organisationen bzw. Unternehmen in die Lage zu versetzen, ihre Energieeffizienz kontinuierlich zu steigern. Dafür sind sowohl technische als auch strategische und organisatorische Maßnahmen umzusetzen. Zu den unverzichtbaren Elementen eines Energiemanagementsystems gehören demnach:

  • Informationen über die die Energieflüsse im Unternehmen sammeln (Energieaudit durchführen, Smart Meter nutzen etc.)
  • Das Energiemanagement im Unternehmen organisieren. Dafür gilt es, die Energieziele zu erfassen und die Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele festzulegen
  • Die Energieeinsparungen umsetzen: Notwendige Ressourcen dafür bereitstellen, aber auch die Energieeinsparziele im Unternehmen kommunizieren
  • Dokumentation und Überwachungen der Maßnahmen, um bei Bedarf die Maßnahmen zu korrigieren

Beispiele für den Einsatz von Energiemanagementsystemen

Besonders lohnend ist der Einsatz von Energiemanagementsystemen beispielsweise, um zu herauszufinden und zu bewerten, in welchen Bereichen des Unternehmens der Energiebedarf besonders flexibel ist. Gibt es Öfen oder Kühlräumen im Unternehmen, wäre zu überprüfen, wie viel Spielraum beim Senken oder Anheben der Temperatur besteht. Ähnliches gilt für das Laden und Entladen von Batterien und thermischen Speichern, das Laden von E-Fahrzeugen oder dem angebotsgesteuerten Betrieb von Wärmepumpen und Heizungen.

Einsparpotenziale können sich aber auch durch die Nutzung eines digitalen Zwillings ergeben. Mithilfe des digitalen Zwillings kann eine parallel zur realen Situation laufenden Simulation des eigenen Energieprozesses erstellt werden. Dadurch lassen sich Veränderungen schon frühzeitig erkennen oder sogar vorhersagen. Der digitale Zwilling ermöglicht unter anderem auch eine virtuelle Inbetriebnahme, sodass neue Komponenten bereits vor der Anschaffung in den Energiebedarf eingeplant und auf ihre Energieeffizienz hin geprüft werden können.

Smart Meter schaffen die Grundlage für digital gesteuertes Energiemanagement

Ein wichtiges Puzzlestück für ein erfolgreiches Energiemanagement sind Smart Meter. Sie bestehen aus einem digitalen Stromzähler sowie einer Kommunikationseinheit, dem Smart-Meter-Gateway. Digitale Stromzähler erlauben die detaillierte, zeitlich aufgeschlüsselte Messung und Darstellung des Verbrauchs. Das Gateway wiederum ermöglicht die Kommunikation zwischen Netzbetreiber, Erzeuger und Verbraucher und kann durch den Austausch der Daten diese auch im Gleichgewicht halten. Smart Meter sind daher ein wichtiges Instrument der Energiewende, da regenerativ erzeugte Energie oft von Wetterbedingungen abhängig ist. Scheint beispielsweise die Sonne, produzieren Solaranlagen mehr Strom. Smart Meter helfen dabei, diesen Strom dann auch zu verbrauchen.

Nach langjähriger Prüfung, um größtmögliche Sicherheit der Nutzer und des Energiesystems zu gewährleisten, beginnt Ende 2019 auch in Deutschland der Roll-out von Smart Metern. Haushalte und Unternehmen deren Stromverbrauch zwischen 6.000 und 10.000 kWh/Jahr liegt, sind ab 2020 dazu verpflichtet, ein Smart Meter einzubauen. Für alle, deren Stromverbrauch über 10.000 kWh/Jahr liegt, besteht die Einbaupflicht bereits seit 2017. Bis 2032 sind alle mit einem Stromverbrauch unter 6.000 kWh/Jahr (dazu zählen die meisten Privathaushalte) von der Einbaupflicht befreit. Die Nutzung dieser digitalen Energiemanagementlösung hilft jedoch allen schon jetzt dabei, Einsparpotentiale konsequent zu nutzen, um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen nachhaltig zu senken.