Als Open Data (offene Daten) werden Daten bezeichnet, die frei zugänglich sind und ohne Einschränkungen genutzt, verarbeitet und weiterverbreitet werden dürfen. Der Begriff wird zudem in einem erweiterten Sinne oft synonym für ein Konzept verwendet, das ein großes Versprechen beinhaltet: In einer digital organisierten Gesellschaft kann ein größtmögliches Maß an Informations- und Handlungsfreiheit gewährt werden, wenn Daten offen zugänglich sind.  

Hinter diesem Versprechen stecken zwei grundlegende Gedanken: Der einfachste ist die längst zur Binsenweisheit gewordene Erkenntnis, dass Daten der Rohstoff sind, der die digitale Welt zusammen und am Laufen hält. Ob es um die Industrie 4.0 und die intelligente Fabrik geht, um das digitale Bauen, Planen und Betreiben von Gebäuden mit der Methode des Building Information Modeling (BIM) oder die Digitalisierung unseres Wohnumfelds mit - ohne Daten ist all das und vieles mehr nicht denkbar. Daran knüpft der zweite Gedanke an, dass der Besitz, die Kontrolle und die Verfügbarkeit von Daten entscheidend sind für die Frage, wie die digitale Welt um uns herum gestaltet ist bzw. in welchem Maß wir als Bürger oder auch als Unternehmen Gestaltungsmöglichkeiten wahrnehmen können.  

Aus diesen Gedanken heraus hat sich in den vergangenen Jahren eine breite Open-Data-Bewegung entwickelt. Anfänglich zivilgesellschaftlich organisiert und vornehmlich in der sogenannten “Netzcommunity” angesiedelt, die an der Gestaltung einer internetbasierten, digitalen Gesellschaft aktiv mitwirken möchte, wird das Open-Data-Konzept mittlerweile auch von staatlichen und wirtschaftlichen Institutionen sowie von Unternehmen und Verbänden verfolgt und vorangetrieben. 
 

Welche Potenziale eröffnet Open Data?

In den Verwaltungen staatlicher Stellen werden mit Steuergeldern unzählige Daten erfasst. Ein Beispiel dafür sind Geodaten, die Auskünfte geben über regionale Infrastrukturen des Gesundheitswesens, der Versorgung oder auch zu Umweltrisiken wie Überschwemmungsgebieten. Hinzu kommen Satellitenbilder, Landkarten, Wetterdaten und unzählige weitere statistische Daten, die Verwaltungen im Rahmen ihrer Aufträge erheben. In fast all diesen Beständen steckt das Potenzial, sie weiter zu verwerten. Sie können unter anderem genutzt werden, um die Öffentlichkeit zu informieren und aufzuklären. Mithilfe von Open Data lassen sich beispielsweise Infrastrukturinvestitionen überprüfen, denn sie ermöglichen es Ausgaben ähnlicher Anschaffungen miteinander zu vergleichen. Das schafft mehr Transparenz, erleichtert das Nachvollziehen von Entscheidungen und verbessert damit die Möglichkeiten der Bürger, bei der Planung von Projekten und Maßnahmen mitzuwirken.  

Zudem werden Open Data aber auch als Grundlage für wirtschaftliche Innovationen genutzt. So können beispielsweise die angesprochenen Geodaten für Marktanalysen dienen, die Basis für die Entwicklung neuer Finanz- und Versicherungsleistungen sind. Auch die öffentliche Verwaltung selbst profitiert von Open Data, da die Informationsflüsse durch den freien Zugang zu Daten verbessert und die Weiterverarbeitung erleichtert wird. So schätzt etwa die EU-Kommission, dass sich durch Open Data in der Europäischen Gemeinschaft Verwaltungskosten von jährlich über 1,7 Milliarden Euro einsparen lassen. Wird Open Data auch für Innovationen genutzt, liegt der volkswirtschaftliche Wert noch weit darüber: 12 Milliarden Euro werden allein für Deutschland, 140 Milliarden Euro für die gesamte EU erwartet.  

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hält in ihrem optimistischsten Zukunftsszenario sogar rund 130 Milliarden Euro jährlich allein für Deutschland für möglich, mindestens 20.000 neue Stellen würden dabei durch Open Data geschaffen. Dass die Schätzungen derart schwanken, liegt in der Natur der Sache: Der genaue Wert von Daten lässt sich nicht per se anhand der Daten an sich ermitteln. Ihr Wert ergibt sich immer erst aus dem Kontext ihrer jeweiligen Verwendung. Entsprechend steigt der Wert von Daten meist mit der Anzahl der Nutzenden bzw. Nutzungen. Je offener der Zugang zu Daten ist, desto höher ist daher in aller Regel auch deren volkswirtschaftlicher Wert.  
 

Welche Voraussetzungen für die Nutzung von Open Data gibt es?

Technisch gesehen kommen für Open Data nur Daten infrage, die inhaltlich strukturiert sind, maschinenlesbar in einem standardisierten Format vorliegen und sich mit Metadaten verknüpfen lassen. Denn nur in den Metadaten kann eine offene Lizenz bereitgestellt werden, die die kommerzielle oder auch nichtkommerzielle Nutzung ohne Einschränkungen erlaubt.  

Neben der Lizenzierung gibt es noch weitere rechtliche Belange, die bei Open Data zu berücksichtigen sind: Personenbezogene Daten, Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse oder auch sicherheitsrelevante Daten unterliegen besonderen Schutzrechten wie etwa der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und können daher nicht offen zur Verfügung gestellt werden. Bei Datensätzen, die zur Weiterverwertung freigegeben sind, muss daher stets sichergestellt sein, dass dadurch keine Rechte Dritter verletzt werden.

Um die Nutzung von Datenbeständen der öffentlichen Hand zu ermöglichen und zu fördern, hat der Bundestag 2017 mit § 12a E-Government-Gesetz (EGovG) das sogenannte Open-Data-Gesetz verabschiedet. Das Gesetz verpflichtet Behörden der unmittelbaren Bundesverwaltung dazu, unbearbeitete Daten („Rohdaten“), die zur Erfüllung öffentlich-rechtlicher Aufgaben erhoben wurden, zu veröffentlichen und zur Weiterverarbeitung freizugeben. 2021 wurde diese Verpflichtung auch auf mittelbare Ämter erweitert sowie der Grundsatz „Open by Default & by Design“ eingeführt, sodass nun grundsätzlich alle durch Steuergeld erhobenen Daten offen zur Verfügung gestellt werden sollen. Mit der vom Statistischen Bundesamt geführten Verwaltungsdaten- Informationsplattform (VIP) liegt seit Juli 2021 zudem eine zentrale Anlaufstelle vor, die einen umfassenden Überblick über in der deutschen Verwaltung geführte Datenbestände mit weitreichenden Recherchemöglichkeiten bietet. 
 

Gibt es auch Open Data im Unternehmensbereich?

Ja. Neben den Daten aus öffentlichen Quellen, auch “Open Government Data” genannt, gibt es auch die sogenannten “Open Corporate Data”. Gemeint sind damit Daten privater Unternehmen, die zur Weiterverwendungen frei zugänglich sind. Zu unterscheiden sind dabei einerseits „offene Daten über Firmen“ und andrerseits „offene Daten von Firmen“. Letztere werden von Unternehmen freigegeben bzw. veröffentlicht, um etwa den Bekanntheitsgrad zu erhöhen oder um Public Relations zu gestalten und zu verbessern, beispielsweise indem transparent gemacht wird, wie viele Arbeitsplätze ein Unternehmen in einer Region schafft.  

„Daten über Firmen“ sind dagegen solche, die sich aus unterschiedlichen Quellen wie staatlichen Auskünften (Gewerbeamt, Handelsregister etc.) oder journalistischen Recherchen ergeben. Diese Daten geben beispielsweise Auskunft über Firmengeflechte zwischen juristischen Körperschaften. Auch lassen sich Beziehungen zwischen Unternehmen nachzeichnen, etwa indem aufgezeigt wird, welche Aufsichtsräte sich in welchen Kontexten begegnen. Ein schlagzeilenträchtiges Beispiel für ungewollt an die Öffentlichkeit gelangte „Daten über Firmen“ sind die 2016 geleakten sogenannten „Panama Papers“. Durch die Veröffentlichung vertraulicher Unterlagen des panamaischen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca wurde ein Netzwerk aufgedeckt, das weltweit Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung begünstigte.  

Jenseits solcher Datenleaks sind Firmendaten aber auch für die Vertrauensbildung zwischen Unternehmen unerlässlich. Wer mit anderen Geschäfte macht, muss wissen, wie dieser agiert. Entsprechend sind offen zugängliche Daten auch für das Risikomanagement international agierender Unternehmen unverzichtbar. Wer Lieferanten etwa auf politische Risiken prüfen möchte, benötigt Unternehmensdaten, die ausweisen, ob Personen in der Lieferkette auf Sanktionslisten stehen. Zudem sichern Open Corporate Data den fairen Wettbewerb, wenn beispielsweise nachvollziehbar ist, wer welche Subventionen erhält.  
 

Wie können sich Unternehmen für den Umgang mit Open Daten rüsten?  

In einer smarten, digitalen Gesellschaften öffnen Daten den Zugang zu vielen neuen Geschäftsmodellen. Unternehmen sollten sich daher so früh wie möglich darum bemühen, Kompetenz in der Datenanalyse zu entwickeln und ihre IT-Landschaft so aufbauen, dass sie auch für Big-Data ausgerichtet ist. Der Einsatz von Anwendungen Künstlicher Intelligenz setzt beispielsweise stets voraus, dass auf eine große Datenbasis zugegriffen werden kann. Kleine und mittlere Unternehmen sind daher oft auf Zusammenarbeiten angewiesen. Entsprechend wird das Open-Data-Konzept sein volles Potenzial erst dann entfalten, wenn es auf offene Ökosysteme trifft, in denen Daten zum gegenseitigen Nutzen aller zur Verfügung stehen bzw. zur Verfügung gestellt werden.