Anfang 2020 hat das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg den globalen Immobiliendienstleister CBRE beauftragt, eine Machbarkeitsstudie für einen Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPKI) in Baden-Württemberg auszuarbeiten. Ziel der Studie ist es, die Realisierung eines solchen Innovationsparks mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg zu prüfen. Im Verlauf der Studie wurde ein hohes Maß an Interesse verschiedener Stakeholder gegenüber dieser Idee innerhalb und außerhalb des Landes offengelegt und es hat sich gezeigt, dass auch entsprechende Flächen für die Realisierung eines solchen Parks im Land vorhanden sind. Die Machbarkeitsstudie hat darüber hinaus gezeigt, dass von einem Innovationspark KI umfassende positive wirtschaftliche Auswirkungen erwartet werden können. Um über die bisher vorliegenden Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zu berichten und vor allem, um über das weitere Vorgehen zur Realisierung des Innovationsparks KI zu informieren, wurde am 27. November 2020 eine virtuelle Konferenz abgehalten.

Die Gastgeberin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg, eröffnete die Konferenz und begrüßte das Publikum. In ihrer Eröffnungsrede ging sie auf die Bedeutung von KI im Hinblick auf die strukturellen Herausforderungen in Baden-Württemberg ein. KI sei ein Schlüsselfaktor im Transformationsprozess wesentlicher Wirtschaftszweige wie der Automobilbranche oder des Maschinenbaus. Das Land müsse bereit sein, neue Wege zu gehen und massiv in KI und andere Zukunftstechnologien zu investieren, um international in der ersten Liga mitspielen zu können. Der Innovationspark KI ist das größte Innovationsprojekt, welches das Land Baden-Württemberg seit Jahrzehnten gestartet hat. Mithilfe einer Machbarkeitsstudie habe das Land die Realisierung eines solche Innovationsparks KI zunächst prüfen lassen wollen.
 

Bisherige Ergebnisse der Machbarkeitsstudie

Die bislang vorliegenden Ergebnisse der Machbarkeitsstudie wurden anschließend von Volker Schmidt, Manager Digital Advisory bei CBRE, vorgestellt. Die empirische Datenerhebung wurde in Form qualitativer Interviews durchgeführt. Dazu wurden 60 Interviews mit 79 verschiedenen Interviewpartnern und insgesamt mehr als 80 Stunden Material zu ersten Eindrücken, Gedanken und Ideen für den Innovationspark KI geführt. Basierend auf diesen Interviews wurde eine öffentliche Online-Umfrage durchgeführt, um zusätzlich quantitative Daten zu erheben. Darüber hinaus sprach CBRE auch mit Innovationspark-Experten auf globaler Ebene, wie z.B. der H-Farm in Italien, Switzerland Innovation oder dem HighTech Campus in Eindhoven.
Eines der Hauptergebnisse der durchgeführten Online-Umfrage zeigt, dass mehr als 70% der Teilnehmer einen großen Standort für den Innovationspark bevorzugen, egal ob es sich um einen großen Standort, mehrere große Standorte oder einen großen Standort mit mehreren Kooperationszentren handelt. Weiterhin werden als KI-relevante Branchen aus Sicht der Stakeholder die Informations- und Kommunikationstechnologie (53,6%), Automotive (43,9%), Produktionstechnik (38,2%), Gesundheit (33%), Medizin (30,7%) und Logistik (27%) genannt. Zudem wurde gefragt, welche Art von Produkten und Dienstleistungen, die im Park entstehen, das höchste Marktpotenzial haben könnten. Die Antworten reichen von Datenanalytik (13,7%) über intelligente Assistenzsysteme (10,8%), autonomes Fahren und Fliegen (10,7%) bis hin zu automatisierten Wertschöpfungsketten (10%). Die aufgelisteten Antworten könnten helfen, Rückschlüsse auf die Bildung eines attraktiven Ökosystems zu ziehen, welche Art von Talenten und Unternehmen angezogen werden müssen sowie welche Wertschöpfungsketten innerhalb des Parks dargestellt werden könnten. Als Ergebnis des vorgezogenen Ergebnisberichts zur Machbarkeitsstudie bestätigt CBRE nachdrücklich deren Machbarkeit.

Wortwolke der am häufigsten genannten KI-basierten Produkte und Dienstleistungen, von denen die Befragten (Online-Befragung) erwarten, dass sie in Zukunft ein besonders hohes Marktpotenzial haben (Quelle: CBRE).

Um den Konferenzteilnehmern einen Einblick zu geben, wie KI eingesetzt werden kann und worauf sich die Konzepte für einen Innovationspark KI fokussieren könnten, präsentierte Dr. Susanne Hügel, Head of Digital Innovation & Business Acceleration Continental Europe bei CBRE, einige Beispiele für KI. Beginnend mit Algorithmen im Alltag und Anwendungen wie Gesichtserkennung auf dem Smartphone, sprach Dr. Hügel dann über einen möglichen Schwerpunkt für Baden-Württemberg: autonomes Fahren (und Fliegen). Ein weiteres Beispiel stellt der Bereich Predictive Maintenance dar, der ein Schlüsselfaktor für Industrie 4.0, Logistik und Data Analytics ist. Neben der wirtschaftlichen Relevanz stellt die menschliche Komponente eine weitere Anwendung dar, z. B. in der Gesundheitsdiagnostik, der Medizintechnik und der personalisierten Therapeutik. KI eröffnet zahlreiche Potenziale, um aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen zu adressieren. Frau Dr. Hügel beendete ihren Vortrag, indem sie die Bewerber mit dem berühmten Zitat motivierte: "Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten". In diesem Sinne wurden die Bewerber aufgefordert sich von den Beispielen inspirieren zu lassen und Ideen und Konzepte für das geplante Wettbewerbsverfahren zur Realisierung des Innovationsparks KI zu entwickeln.


So funktioniert der Förderwettbewerb

Im Anschluss daran stellte Frau Dr. Ute Jasper, Partnerin der Kanzlei HEUKING KÜHN LÜER WOJTEK, die Bedingungen des geplanten Wettbewerbsverfahrens zur Standortauswahl des Innovatinosparks KI vor. Frau Dr. Jasper ging dabei auf drei wesentliche Aspekte ein:

  1. Warum werden die Fördermittel für den Innovationspark KI über einen Wettbewerb ausgegeben? Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau hat sich entschieden, über die Förderung nach Durchführung eines europaweiten Wettbewerbsverfahren zur Standortauswahl zu entscheiden, welches transparent, diskriminierungsfrei und für jeden Interessierten zugänglich ist. Der Gewinner des Wettbewerbs erhält das Recht, einen Antrag auf die Förderung des Innovationsparks KI zu stellen.
  2. Was werden die Bewertungskriterien für den Wettbewerb sein? Die detaillierten Anforderungen sind in den Wettbewerbsunterlagen beschrieben.
  3.  Wie läuft der Wettbewerb ab? In einem ersten Schritt muss von den Teilnehmern ein Grobkonzept erstellt werden.  Die detaillierten Anforderungen sind in den Wettbewerbsunterlagen beschrieben.  Die Einreichungsfrist für die erste Wettbewerbsstufe war der 29. Januar 2021. Daraufhin wird geprüft, welche Teilnehmer die gesetzten Mindestanforderungen erfüllen und daher im Wettbewerb verbleiben mit der Berechtigung, dann bis zum 22.02.2021 vorläufige Gesamtkonzepte einzureichen. Im weiteren Verlauf haben die Wettbewerbsteilnehmer die Möglichkeit, ihre Gesamtkonzepte zu präsentieren. Die finalen Gesamtkonzepte sind daraufhin bis zum 10.03.2021 einzureichen. Diese werden im Anschluss geprüft, wobei eine international besetzte, hochrangige Jury in die Bewertung einbezogen wird und eine Empfehlung für die Standortauswahl aussprechend wird. Die Entscheidung über die Standortauswahl wird von der Landesregierung voraussichtlich noch im Frühjahr 2021 getroffen.


Fragen und Antworten

Der zweite Teil der Konferenz war eine offene Frage- und Antwortrunde für alle Konferenzteilnehmer, die von den Vorrednern Herrn Schmidt, Frau Dr. Jasper und Herrn Günther Leßnerkraus, Leiter der Abteilung 3 - Industrie, Innovation, angewandte Forschung und Digitalisierung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg, beantwortet wurde. Die meisten Fragen bezogen sich auf den Wettbewerbsprozess und die allgemeine Idee des Innovationsparks KI.
Alle Fragen, die während der Konferenz gestellt wurden, finden Sie hier im veröffentlichten Fragenkatalogen.
 

Weitere Informationen

Eine Aufzeichnung der Konferenz finden Sie hier (mit der Möglichkeit der Einblendung von Untertiteln in verschiedenen Sprachen).
Informationen zum Innovationspark KI Baden-Württemberg sowie weitere Informationen zur Machbarkeitsstudie und zum Wettbewerbsverfahren, welches am 3. Dezember 2020 gestartet wurde, finden Sie hier.