Grenzenlose Zusammenarbeit! Das Arbeiten der Zukunft verspricht nicht nur, geografische und zeitliche, sondern auch organisatorische Grenzen zu überwinden. Aufgaben sollen gemeinsam von verschiedenen Akteuren bearbeitet werden können und dabei Vorteile hinsichtlich Effizienz und Effektivität erschlossen werden. Schlüsselbegriff ist hierbei das sogenannte Kollaborative Engineering. Doch welche Technologien liegen diesem Konzept zugrunde? Und wie können Unternehmen davon profitieren?

Definition

Mit dem Begriff Kollaboratives Engineering (KE) wird die digitale Zusammenarbeit von Akteuren aus unterschiedlichen Abteilungen, Unternehmen und Organisationen verstanden. Ziel ist es, sich durch die übergreifende Zusammenarbeit neue technologische oder wettbewerbliche Vorteile verschaffen, die im Alleingang nicht erreichbar gewesen wären. 
Digitale Tools als Grundlage

Digitale Tools als Grundlage

Grundlage für KE sind dabei digitale Technologien, beispielsweise Cloud-Computing, was die Grundlage für das Bereitstellen und Teilen von Dateien und damit für das mobile (Zusammen)Arbeiten ist. Darüber hinaus kommt auch eine ganze Reihe von Kollaborations-Tools zum Einsatz, die beispielsweise zum Austausch und Teilen von Daten dienen, der schnellen Kommunikation zwischen den einzelnen Teammitgliedern oder auch der Verteilung und Priorisierung von Aufgaben.

Vorteile und Herausforderungen

Die Vorteile der IT-gestützten Zusammenarbeit liegen dabei auf der Hand: Informationen und Datenbestände lassen sich leicht unter den Projektbeteiligten austauschen. So können auch Akteure, die erst zu einem späteren Zeitpunkt in ein Projekt einsteigen, anhand der dokumentierten Arbeitsprozesse schnell auf den aktuellen Stand gebracht werden. Zudem lassen sich Zuständigkeiten für einzelne Aufgaben eindeutig festlegen. Damit werden vor allem bei langfristigen oder größeren Projekten komplexe Prozesse transparent und für alle Beteiligten viel leichter nachvollziehbar. Mit KE lassen sich zudem Zeit und Kosten einsparen, da sich die Zeitspannen für die Bearbeitung von Aufträgen verkürzen.
Das größte Hindernis für die digitale Zusammenarbeit liegt darin, dass sich alle Beteiligten im Vorfeld auf gemeinsame technologische Standards einigen müssen. Die Verwendung komplett unterschiedlicher IT-Systeme kann die Zusammenarbeit für Unternehmen erheblich erschweren.  Für die Nutzung neuer Technologien sind zudem bisweilen umfangreiche Onboarding-Maßnahmen für die Mitarbeiter notwendig. Darüber hinaus fallen Kosten für die Nutzung der IT-Systeme und für das IT-Personal an, die mit einkalkuliert werden müssen.

Kollaboratives Engineering in der Forschung und Wertschöpfung

Ein zentrales Einsatzgebiet für KE ist das Feld der Forschung und Entwicklung. Unter dem Begriff „Open Innovation“ wird dort derzeit in vielen Unternehmen und Organisationen der Innovationsprozess nach außen geöffnet, um so den Austausch von Wissen zu fördern. Ebenfalls zum Einsatz kommt KE Wertschöpfungsketten, zum Beispiel in der Automobilbranche. Etwa für die Abstimmung von Fertigungs- und Logistikprozessen von kleinen und mittleren Zuliefererbetrieben mit Großkunden oder für den unternehmensinternen Wissensaustausch.

Baden-Württemberg treibt Kollaborationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft voran

Das Land Baden-Württemberg fördert eine Vielzahl von Projekten, Kooperationsplattformen und Clustern, die KE-Prozesse unterstützen. So bietet beispielsweise die geförderte Cluster-Initiative bw-engineers das Tool „BIM Open Source” an, mit dem Architekten‐ und Ingenieurbüros gemeinsam Open Source-basierte BIM‐Prozesse, also computermodellierte Gebäudeplanungen, durchführen können. bw engineers gibt damit auch kleineren Büros die Möglichkeit, eine meist mit hohen Lizenzgebühren verbundene Technologie zu nutzen. Das Projekt „Cyber Access Baden-Württemberg“ (CAB) des Konsortiums Crosscluster Industrie 4.0 zielt wiederum darauf ab, Virtual Reality- oder Augmented Reality-Anwendungen für kollaborative Prozesse im baden-württembergischen Handel, Handwerk und vielen anderen Bereichen zu etablieren. Mit dem Projekt soll die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen über große Distanzen in virtuellen Umgebungen ermöglicht werden.


Mit derartigen KE-Prozessen können Unternehmen ihre Entwicklungs-, Fertigungs- oder Logistikprozesse systematisierten und strukturieren. Die digitale Vernetzung bietet ihnen damit große wirtschaftliche Chancen, da sich Geschäftsprozesse und Projekte dadurch produktiv und ergebnisorientiert gestalten lassen.