Gut funktionierende Transport- und Verkehrswege entscheiden seit jeher über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Gewerbebetriebe siedeln sich daher gerne in der Nähe von Autobahnen an oder suchen die Anbindung zum Schienen- beziehungsweise Schifffahrtsverkehr. Auch die gute Erreichbarkeit ihres Standorts für Mitarbeiter mit PKW, öffentlichen Verkehrsmitteln und mittlerweile auch Fahrrad oder E-Bike ist für den Unternehmenserfolg ein wichtiger Faktor. Dennoch garantiert allein die gute Anbindung nicht mehr, dass der Verkehr auch reibungslos fließt.

Verantwortlich dafür ist vor allem die Zunahme des Verkehrs. Bis 2030 wird sich laut der Prognose des Bundes die Verkehrsleistung − die Kenngröße berechnet sich aus dem Verkehrsaufkommen mal zurückgelegter Entfernung − in Deutschland sogar noch einmal um rund zwölf Prozent erhöhen. Hemmnisse für den Verkehrsfluss sind auch Auflagen der Kommunen zur Luftreinhaltung, dem Erreichen des Umweltschutzziels zur Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad sowie die Abkehr vom Konzept allein auf den Autoverkehr zugeschnittener Städte. Weder für das betriebliche Mobilitäts- noch das kommunale Verkehrsmanagement reicht es daher aus, die Verkehrsinfrastruktur einfach nur weiter auszubauen (mehr Straßen, mehr Parkplätze etc.). Gefragt sind stattdessen Lösungen, die das gesamte Verkehrsgeschehen örtlich, regional sowie überregional im Blick behalten und dadurch plan- und lenkbar machen. Das gelingt nur, wenn nicht nur die Verkehrswege, sondern auch die Verkehrsströme erfasst werden. Digitale Technologien bieten dafür eine Vielzahl von Möglichkeiten.

Daten als Basis für digitales Verkehrs- und Mobilitätsmanagement

Verkehrsströme lassen sich bestens durch digitale Daten abbilden. Dafür zählen beispielsweise Sensoren auf oder an einer Straße die Zahl vorüberfahrender Fahrzeuge. Möglich ist auch eine Erfassung des Verkehrsaufkommens etwa über die Standortbestimmung digitaler Tachometer, die für neuzugelassene LKW bereits vorgeschrieben sind. Zukünftig werden weitere Daten durch kooperative, vernetzte und automatisierte Fahrzeuge hinzukommen. All diese Daten und Informationen über das Verkehrsgeschehen können für das Verkehrs- und Mobilitätsmanagement genutzt werden.

Bereits entwickelt und erprobt wurden in den vergangenen Jahren unterschiedliche kooperative, intelligente Verkehrssysteme. Sie sind in der Lage, die Daten der Nutzer in geschützter Form in das Verkehrsmanagement in Echtzeit zurück zu koppeln, sodass sich die Verkehrsströme besser lenken lassen. Eine große Rolle spielen dabei auch Verkehrsdatenplattformen, da erst sie intelligente Anwendungen und die Kombinierung verschiedener Verkehrsmittel ermöglichen. Beispielsweise werden digitale Karten so weiterentwickelt, dass sie eine bis auf die Fahrspuren genaue Ortung sowie Verkehrssteuerung ermöglichen, womit zugleich eine der Grundlagen für das Autonome Fahren auf der Straße geschaffen wird.

Ebenso erweitert der Einsatz von Methoden mit Künstlicher Intelligenz (KI) die Möglichkeiten der Verkehrsplanung, der Zulaufsteuerung und Verkehrsprognosen. Eine wichtige Rolle spielen dafür vor allem KI-Methoden, die ohne die für Deep Learning notwendigen sehr großen und im Einzelfall häufig nicht verfügbaren Datenmengen auskommen, wie beispielsweise Small Data, Reinforcement Learning und Federated Learning sowie modellbasierte Ansätze.

Mobilitäts- und Verkehrsmanagement sind Kernelemente von Smart-City und Smart-Region

Während im ländlichen oder kleinstädtischen Raum das Angebot des Öffentlichen Personen- und Nahverkehrs (ÖPNV) oft nicht ausreicht, sind die Angebote in den Städten noch nicht oder nur ungenügend miteinander vernetzt. Für beide Herausforderungen bieten sich digitale Lösungen an.

Die Entwicklungen für den ländlichen Raum konzentrieren sich vor allem auf die Aspekte Barrierefreiheit und Daseinsvorsorge. Geprüft werden beispielsweise Konzepte wie Carsharing oder Mobilitäts-Apps, über die auch On-Demand-Busse („Bürgerbusse“) nach individuellem Bedarf bestellt werden können. Viele Unternehmen gehen dabei auch bereits mit einem eigenen betrieblichen Mobilitätsmanagement voran, etwa durch die Förderung von Fahrgemeinschaften oder Zuschüssen zu E-Bikes und E-Autos. Um die jeweils besten Maßnahmen zu finden, benötigen die Unternehmen Daten über das Mobilitätsverhalten der Belegschaft. Bislang werden diese durch klassische Befragungen erhoben. Künftig werden dafür einfache Apps zur Verfügung stehen, die verlässlichere Daten unter Einhaltung der Datenschutzbestimmungen liefern.

Im urbanen Bereich werden digitale Technologien bereits eingesetzt, um die Verkehrsmittelwahl (den sogenannten Modal-Split) zugunsten klimaschonender Verkehrsmittel zu beeinflussen. Ein typisches Beispiel dafür sind Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die bislang nur mit dem PKW zu Arbeit fahren. Sie sollen dazu bewegt werden, das Auto lediglich für die Fahrt bis zur nächsten ÖPNV-Haltestelle zu nutzen. Die gegenwärtige Situation ist allerdings gerade für häufig in unterschiedlichen Regionen oder Ländern Reisende unbefriedigend: Jeder Verkehrsverbund, jeder Mobilitätsdienstanbieter hat eine eigene App. Die aktuellen Plattform-, Mobility-as-a-Service- und Verkehrsmanagementangebote müssen erst noch in Vision der Smart-City- und Smart-Region-Konzepte hineinwachsen. Digitale Lösungen des Verkehrs- und Mobilitätsmanagements bilden für diese Aufgabe ein Kernelement.