Auf das Podium eingeladen waren Herr Dr. André Kretschmann (Abteilungsleiter Mikrosysteme und Nanotechnologien; Robert Bosch GmbH), Ministerialdirigent Herr Günther Leßnerkraus (Abteilungsleiter Industrie, Innovation, wirtschaftsnahe Forschung und Digitalisierung / Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg), Herr Dr. Michael Overdick (Verantwortlicher Technology Management; SICK AG), Herr Dr. Thomas Rettich (Leiter Forschungs- und Wissenschaftskoordination, Trumpf GmbH + Co. KG) sowie Herr Dr. Olaf Sauer (stellvertretender Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB). Moderiert wurde die Podiumsdiskussion durch Dr. Jana Heuer (Kooperationsmanagerin, microTEC Südwest).
Viele Stichworte wie maschinelles Lernen, neuronale Netze etc. fallen im öffentlichen Diskurs im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz. Die begriffliche Abgrenzung ist hier oft sehr unscharf. Auf dem Podium wurde die zentrale Eigenschaft einer Künstlichen Intelligenz hervorgehoben: es handelt sich um Systeme die selbst lernen.
Mit Hinblick auf die Strategie des Landes Baden-Württemberg wurde empfohlen, KI als Teil der Digitalisierungsstrategie zu sehen, in die das Land in den kommenden Jahren 1 Mrd. € stecken wird. Im Vergleich dazu möchte die Bundesregierung für die KI-Strategie des Bundes 3 Mrd. € investieren, von denen allerdings nur 1 Mrd. € als zusätzliches Budget zum Haushalt geplant sind.
Ein besonderer Fokus der Podiumsdiskussion lag auf den Anwendungsszenarien für baden-württembergische Unternehmen. Viele Industrievertreter sehen sich als Anwender und gehen eine pragmatische Umsetzung in Maschinen und Produktion an, wobei auch der Kundennutzen wesentlich ist. KI wird also als Mittel zum Zweck betrachtet. Das besondere an Baden-Württemberg ist z.B. die Stärke in der Fertigungstechnik. Daraus ergeben sich (z.B. im Vergleich mit China oder dem Silicon Valley) spezifische regionale Anwendungsfälle, insbesondere von maschinellem Lernen, für Smart Production, Industrieautomation, Industrie 4.0 usw. Der derzeitige Stand der Technik sind Proofs of Concept. Es gibt bereits Prototypen, die zum Lernen und Ausprobieren geeignet sind. Oft sind diese auch als Open Source Tool kostenlos verfügbar. Die Empfehlung vom Podium ist, in kleinen Schritten und auf Basis der bereits vorhandenen Werkzeuge anzufangen, künstliche Intelligenz bzw. maschinelles Lernen einzusetzen. Das braucht zu Beginn auch nicht mit hohen finanziellen Investitionen verbunden zu sein.
Auch die Bedeutung von KI für die Mikrosystemtechnik wurde diskutiert. KI-Methoden sind wichtige Werkzeuge, um Mikrosysteme intelligent zu machen, z.B. in Form intelligenter Sensorik. Aber auch umgekehrt bleiben Hardware-Komponenten auf Basis der Mikrosystemtechnik wichtig für die Realisierung von KI, z.B. die Sensorik und Aktorik oder auch mit Hinblick auf hardware-nahe Informatik.
Fazit: Es sind noch viele Herausforderungen auf dem Weg zum flächendeckenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu meistern, von der Weiterentwicklung der Werkzeuge bis hin zum Fachkräftemangel. Jedoch gibt es ein Anwendungsspektrum, in dem sich für Baden-Württemberg besondere Chancen bieten: die Anwendung von maschinellem Lernen für die Industrieautomation. Wir müssen jetzt mit der Umsetzung in kleinen Schritten und mit vorhandenen Werkzeugen beginnen. Netzwerke wie microTEC Südwest und Projekte wie die Allianz Industrie 4.0 sind dabei wichtig, um aufzuklären, um Best-Practices zu präsentieren und um den Austausch der Firmen untereinander zu fördern.
Unser Dank gilt den Podiumsteilnehmern für die aktive Gestaltung der Diskussion sowie der Allianz Industrie 4.0 für die Unterstützung der Veranstaltung!
Quelle: microTEC Südwest