Algorithmisches Management: Digitale Steuerungssysteme

Der Einsatz von algorithmischem Management in Unternehmen nimmt international deutlich zu. Gemeint sind Systeme, die automatisiert Aufgaben zuweisen, Arbeitsprozesse überwachen oder Mitarbeitende bewerten. In mehreren Industrieländern haben bereits zwischen 40 % und 90 % der Unternehmen mindestens eine dieser Technologien implementiert. BILD

Monitor und Server. Kleiner Fliegender Roboter zeigt auf den Monitor

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Besonders verbreitet sind Anwendungen zur Arbeitsorganisation, Schicht- oder Routenplanung. Darüber hinaus Systeme zur Leistungsbewertung sowie zur Analyse von Kommunikationsverhalten. Während letztere bei 55 % der US-Unternehmen Inhalte und Tonalität von E-Mails oder Gesprächen analysieren, liegt dieser Anteil in Europa bei lediglich 6 %. Japan nutzt algorithmische Systeme insgesamt deutlich zurückhaltender und vorrangig zur Aufgabenkoordination.

Mit dem Einsatz algorithmischer Systeme verändern sich auch die Anforderungen an Führungskräfte. Neben technischen Fähigkeiten gewinnen kommunikative und soziale Kompetenzen an Bedeutung. Die Steuerung von Teams erfolgt zunehmend in Maschine plus Mensch Führungskonstellationen, in denen Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein und Nachvollziehbarkeit zentrale Rollen spielen.

Trotz des Effizienzpotenzials ist die Technik nicht unumstritten. 63 % der Befragten äußern Bedenken hinsichtlich Transparenz, Nachvollziehbarkeit und potenzieller Gesundheitsbelastung. Am häufigsten genannt werden unklare Verantwortlichkeiten (28 %), schwer verständliche Logik der Systeme (27 %) und Stressbelastung durch Überwachung (27 %).

Die OECD betont, dass algorithmisches Management nicht mehr nur in Plattformbetrieben wie Lieferdiensten oder Onlinehandel vorkommt. Vielmehr hält die Technologie Einzug in klassische Branchen was klare gesetzliche Leitlinien und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen umso dringlicher macht.

Algorithmisches Management entwickelt sich damit zu einem strukturellen Bestandteil moderner Unternehmensführung. Die Herausforderung liegt darin, Effizienzgewinne mit ethischen, sozialen und rechtlichen Standards in Einklang zu bringen und die Technologie so einzusetzen, dass sie Mitarbeitende unterstützt statt ersetzt.