Business und Kunst

Kreativität im Zeitalter der KI

Dynamisches digitales Kunstwerk mit lebhaften abstrakten Wellen in Blau- und Orangetönen
© Georgii - stock.adobe.com

März 2025


Das Wort „Kreativität“ leitet sich vom lateinischen „creare“ ab, was „erschaffen“ bedeutet. Schon in der Bibel ist von der Schöpfung die Rede – Menschen sind dazu aufgerufen, mit ihren Fähigkeiten und Ideen ihre Umwelt und die Gesellschaft zu gestalten. In Zeiten von Künstlicher Intelligenz und Big Data fragen sich allerdings viele, welche Rolle der Mensch noch spielen wird beim kreativen Schaffen. Chatbots führen Kundengespräche, KI erstellt Bilder und Texte, und Roboter übernehmen Tätigkeiten in der Werkshalle, für die es früher menschliche Muskelkraft brauchte. Trotzdem lohnt es sich heute mehr denn je, kreative Schaffensbereiche wie Kunst und Design zusammen mit Business zu denken und zu entwickeln.

Art Meets Business – einige Anknüpfungspunkte

Die Verbindung von Business und Kunst kann auf verschiedene Arten betrachtet werden. Es gibt viele Schnittstellen und Berührungspunkte, darunter die folgenden:

  • Kunst als Business: Künstler und Kreative haben oft ein unternehmerisches Mindset, um ihre Werke erfolgreich zu vermarkten. Viele nutzen soziale Medien, Online-Plattformen und Galerien, um ihre Kunstwerke zu verkaufen. Auch das Management von Kunstsammlungen, Ausstellungen und Kunstwerken kann ein lukratives Geschäftsfeld sein.
  • Kunst im Business: Viele Unternehmen investieren in Kunst, um ihre Markenidentität zu stärken oder den Arbeitsplatz ansprechender zu gestalten. Kunstwerke in Büros und öffentlichen Räumen können das Image eines Unternehmens reflektieren, Kreativität fördern und die Mitarbeiterzufriedenheit steigern.
  • Kunstförderung und -investitionen: In der Kunstwelt gibt es auch Geschäftsmodelle, die auf Investitionen in Kunstwerke abzielen. Kunst wird zunehmend auch als Finanzanlage betrachtet, wobei Sammler und Investoren versuchen, mit Kunstwerken Rendite zu erzielen. Zudem gibt es Kunstfonds und Auktionshäuser, die diese Art des Geschäfts ermöglichen.
  • Kreativität im Geschäftsleben: Viele Unternehmen erkennen den Wert von kreativen Denkprozessen und setzen auf künstlerische Methoden zur Problemlösung, Produktentwicklung oder Markenbildung. Kreativität ist in vielen Branchen ein Schlüssel zum Erfolg.
  • Kunstmarketing und -management: Die Kunstbranche selbst hat ihre eigenen Geschäftsmodelle, z. B. in Bezug auf Kunstgalerien, Ausstellungsorganisationen und das Management von Künstlerkarrieren. Dies erfordert sowohl ein Verständnis der Kunst als auch der wirtschaftlichen und finanziellen Aspekte.
     

Metaverse als kreativer Raum

Das Metaverse steht für einen virtuellen Raum, in dem Menschen interagieren, spielen, arbeiten und kreativ sein können. Es ist eine immersive digitale Welt, die verschiedene Formen von Kreativität auf neue Weise ermöglicht und fördert. So können Künstler im Metaverse völlig neue Arten von Kunstwerken schaffen. Sie können virtuelle Installationen, 3D-Kunst, interaktive Kunst oder sogar digitale Skulpturen gestalten, die nur in virtuellen Welten existieren. Diese Kunstwerke sind oft zugänglicher für ein globales Publikum und können durch die Nutzung neuer Technologien wie Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR) auf innovative Weise erlebt werden. Nutzer können nicht nur passiv konsumieren, sondern aktiv in die Kunst oder das Design eintauchen und ihre eigene Erfahrung mitgestalten. Das ermöglicht völlig neue Formen von Storytelling und kreativer Ausdruckskraft, die in traditionellen Medien nicht möglich wären. Darüber hinaus können Kreative aus der ganzen Welt im Metaverse zusammenkommen, um gemeinsam zu arbeiten und zu kreieren. Dies kann durch virtuelle Studios, kollaborative Kunstprojekte oder durch das Teilen von Ideen in Echtzeit geschehen. Der Austausch über Grenzen hinweg fördert die Vielfalt an kreativen Konzepten und Lösungen. Dies gilt für Business-Probleme wie auch für sonstige gesellschaftliche und soziale Herausforderungen. 

Gaming und Avatare

Gaming bildet weiterhin eine zentrale Grundlage des Metaverse und fungiert als Bindeglied zwischen der kreativen Szene und der Industrie. Auch bei digitalen Zwillingen in der Industrie sind Avatare involviert – digitale Abbilder von Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften, Persönlichkeitsmerkmalen und körperlichen Charakteristika kommunizieren. Auch Marken, Designer und Künstler können Modekollektionen für Avatare erschaffen, die Menschen in ihrem digitalen Leben tragen, was einen ganz neuen Bereich der Modeindustrie eröffnet. Außerdem ist das Thema Non-Fungible-Tokens (NFTs) zentral. NFTs haben eine enge Verbindung zum Metaverse, da sie die Möglichkeit bieten, digitale Kunst und andere Kreativprodukte in der virtuellen Welt zu kaufen und zu verkaufen. Dies verändert die Art und Weise, wie Kunst geschaffen, besessen und gehandelt wird. Nicht zuletzt wird die Spieleentwicklung selbst weiter vorangetrieben. Spieleentwickler sind kreative Architekten virtueller Welten, in denen Benutzer nicht nur spielen, sondern auch eigene Inhalte erschaffen können. Dadurch entsteht eine neue Dimension der Kreativität, bei der die Grenzen zwischen Spiel und Kunst verschwimmen.

Culture Clash – kulturelle Hürden bei der Zusammenarbeit und Synergienutzung

Die Zusammenarbeit zwischen Kreativschaffenden/Künstlern und Business-Experten bringt oft einige spezifische Herausforderungen mit sich, da die beiden Gruppen unterschiedliche Denkweisen, Arbeitsmethoden und Zielsetzungen haben. Diese Beobachtung basiert sicherlich auf einer Vereinfachung und Pauschalisierung, die Menschen nicht stupide in die ein oder andere Kategorie einordnen will. Trotzdem lassen sich gewisse Muster und potenzielle Konfliktquellen identifizieren: 

  • Unterschiedliche Werte und Prioritäten: Künstler legen oft großen Wert auf kreative Freiheit, Authentizität und künstlerischen Ausdruck. Sie sind motiviert von der Vision, einer Idee oder der Schaffung von etwas Einzigartigem und Bedeutungsträchtigem. Business-Experten hingegen müssen auf Profit, Rentabilität und die Verwirklichung von Geschäftszielen schauen. Sie müssen sicherstellen, dass ein Projekt kommerziellen Erfolg hat und auf dem Markt konkurrenzfähig ist. Diese unterschiedlichen Prioritäten können zu Spannungen führen, wenn künstlerische Freiheit als weniger wichtig im Vergleich zu geschäftlichen Zielen wahrgenommen wird oder umgekehrt. Künstler können das Gefühl haben, dass ihre Vision zugunsten finanzieller Überlegungen beeinträchtigt wird, während Business-Experten denken könnten, dass der künstlerische Ansatz nicht praktikabel oder gewinnbringend ist.
  • Unterschiedliche Arbeitsmethoden – Die Künstlerische Arbeitsweise ist oft nicht linear und sehr experimentell. Der kreative Prozess kann als „chaotisch“ wahrgenommen werden, da Künstler neue Ideen und Lösungen ausprobieren, die sich über die Zeit entwickeln. Business-Experten bevorzugen hingegen strukturierte Prozesse, Zeitpläne und klare, messbare Ergebnisse. Sie müssen sicherstellen, dass die Arbeit innerhalb eines definierten Zeitrahmens und Budgets abgeschlossen wird. Künstler mögen sich eingeschränkt fühlen, wenn sie in einen festgelegten Zeitrahmen oder ein Budget gedrängt werden, während Business-Experten möglicherweise Frustration verspüren, wenn der kreative Prozess unvorhersehbar ist und keine klaren Fortschritte zeigt.
  • Unterschiedliche Kommunikation und Sprache - Künstler neigen dazu, sich in abstrakten, emotionalen und oft metaphorischen Begriffen auszudrücken, die für Business-Experten schwer verständlich sein können. Ihr Fokus liegt oft auf dem "Warum" und der tiefen Bedeutung hinter einer kreativen Entscheidung. Business-Experten verwenden eine eher faktenbasierte, quantitative Sprache, die oft mit KPIs (Key Performance Indicators), Zielvorgaben und finanziellen Ergebnissen arbeitet. Herausforderung: Diese unterschiedlichen Kommunikationsstile können dazu führen, dass Missverständnisse entstehen und das gegenseitige Verständnis für die Arbeitsweise des anderen fehlt. Dies kann dazu führen, dass wichtige Informationen nicht richtig übermittelt werden oder dass es zu Konflikten über Ziele und Erwartungen kommt.
    Darüber hinaus ergeben sich weitere mögliche Konfliktquellen, etwa der Gegensatz zwischen kommerziellen Interessen und ideellen Werten. Zudem sind auch Entscheidungsfindungen und die Übernahme von Verantwortung oft diskussionswürdig, da kreativ Schaffende Entscheidungen oft anhand anderer Kriterien treffen als Business-Experten (z. B. Ästhetik, Gesellschaftskritik). Auch das Thema Zeitmanagement kann unterschiedliche Prioritäten genießen, da kreative Prozesse einer gewissen Ergebnisoffenheit bedürfen und eine enge zeitliche Taktung den Prozess gefährden kann.
     

Potenziale und Lösungsansätze

Ist die Symbiose von Business und Kreativität nun eine happy marriage oder eine, die zusammenführt, was nicht unbedingt zusammengehört? Angesichts der aktuellen technologischen Entwicklungen in den Bereichen Metaverse, KI, Virtual und Augmented Reality (AR, AR) scheint die Antwort eindeutig: Beide Welten nutzen Synergien immer mehr und erkennen auch, dass sie einander brauchen. Zudem erfordern gerade Zeiten mit enormen wirtschaftlichen und technologischen Umbrüchen kreative Lösungen in einem erhöhten Maße, wobei „kreativ“ natürlich nicht allein auf künstlerische Darstellungen beschränkt ist. Dies spricht dafür, dass auch die teils vorhandenen Konflikte und Missverständnisse beider Welten zunehmend konstruktiven Lösungen weichen werden. Bedingung dafür ist an erster Stelle die offene und klare Kommunikation in Bezug auf Erwartungen und Bedürfnisse. Darüber hinaus braucht es eine gewisse Kompromissbereitschaft, bei der starre Positionen mit dem Ziel des Mehrwertes für alle Seiten aufgegeben werden können. Auch interdisziplinäre Teams, agilere Methoden und flexiblere Prozesse tragen dazu bei, die Mindsets der jeweils anderen Seite zu integrieren und Innovationen voran zu treiben.