Im Jahr 2022 fehlt es der deutschen Industrie an wichtigen Vorprodukten, zudem kommt es zu Materialengpässen. Die Ergebnisse einer Umfrage des ifo-Instituts zeigen, dass im Juli 2022 rund 73 Prozent der Unternehmen angaben, unter Engpässen bei den Vorprodukten zu leiden. Steigenden Nachfragen und zu geringen Produktionskapazitäten sind nur einige der Gründe für die Materialknappheit. Mehr als die Hälfte der Unternehmen gibt zudem Probleme beim Transport und Produktionsausfälle bei Zulieferern als Auslöser an. Außerdem sorgte der Mangel an Containern sowie an Frachtkapazitäten bei Schiffen gerade in der Hochphase der Corona-Pandemie bei vielen Unternehmen für Probleme beim Transport von Gütern. Hinzu kommt, dass der Krieg in der Ukraine die Rohstoffversorgung vieler Unternehmen weltweit belastet.   

Bereits 2020 zeigte eine Studie des McKinsey Global auf, wie sich Lieferketten aufgrund von Corona und anderen Krisen global dramatisch verändern. Demnach wirken sich Krisen wie die Corona-Pandemie immer stärker auf die globalen Lieferketten der Unternehmen aus. Die Studie weist auch darauf hin, dass es einen Trend zur Verlagerung der Güterproduktion in heimische Regionen gibt. Aufschlussreich ist auch, dass 85 Prozent der Unternehmen in der Studie angeben, mit unzureichenden digitalen Technologien in der Lieferkette zu kämpfen. Ein aktuelles Beispiel für mangelhaftes Lieferkettenmanagement ist die weltweite Knappheit an Halbleiterchips. Beinahe jedes Elektrogerät, zum Beispiel Computer, Smartphones und Haushaltsgeräte, benötigt solche Chips. Als zu Beginn der Corona-Pandemie mit einem Schlag sehr viele Arbeitnehmende im Homeoffice arbeiteten, stieg die Nachfrage nach Laptops und Cloud-Computing-Diensten rasant an und die Hersteller kamen mit der Produktion neuer Geräte kaum nach.  Ein wichtiges Ziel für Unternehmen ist es daher, ihre Supply Chain widerstandsfähiger zu gestalten, um derartige Krisen besser zu überstehen. 

Optimierte Lieferketten durch digitale Vernetzung

Mit einer verbesserten, vorausschauenden Planung und Zusammenarbeit können sich Unternehmen schneller auf Veränderungen im Verbraucherverhalten und auf solche Nachfrageschwankungen einstellen. Die Digitalisierung der Lieferkette steht dabei im engen Zusammenhang mit intelligenten Fertigungsprozessen (Smart Manufacturing). Das parallele Wachstum von intelligenter Fertigung und Lieferkettentechnologie wird von verschiedenen Technologien angetrieben.  

Dazu gehören beispielsweise Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning, 5G sowie Big Data. IoT-fähige Datenerfassungsgeräte in Kombination mit APIs erleichtern, dass Informationen einfach ausgewertet, wiederverwendet und neu formatiert werden können, um sie in Business-Intelligence-, ERP- und CRM-Systeme zu leiten. So lassen sich zum Beispiel Verbrauchsdaten von eingesetzten Lastwagen-Flotten, das Zeit- und Pausenmanagement der Fahrer und die Standorte der Fahrzeuge in Echtzeit mittels IoT abrufen und über eine Cloud-Infrastruktur wie Cumulocity mit anderen Daten zusammenführen.   

Künstliche Intelligenz und smarte Datenwirtschaft im Dienst des Lieferketten-Managements

Der Einsatz neuer Technologien ermöglicht es, immer mehr Daten zu erfassen, sie aufzubereiten sowie weiterzuverarbeiten. Künstliche Intelligenz bietet dabei sowohl zur Erfassung von Daten als auch zur Aufbereitung und Analyse unerlässliche Werkzeuge. Eine automatisierte Analyse von Bestands- und POS-Daten unterstützt darüber die Planung: Basierend auf diesen Daten können relevante Akteure in der Lieferkette Handlungsvorschläge erhalten, um Probleme zu lösen und in Zukunft gleich zu vermeiden. Solche vorausschauenden Analysen können daher ein entscheidender Erfolgsfaktor in Unternehmen sein.  

Moderne Lieferketten nutzen bereits riesige Datenmengen, die durch den Supply-Chain-Prozess generiert und von Analyseexperten und Data-Scientists aufbereitet werden. Die Material- und Informationsflüsse dieser Ketten reichen dabei von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Veredelung bis hin zur Belieferung von Endkunden. Prinzipiell ist das Ziel des Supply-Chain-Managements SCM die Optimierung und Kostensenkung der Logistikketten. Gerade in den aktuellen Zeiten haben Unternehmen, die unter anderem eine frühzeitige SCM-Planung durchführen, einen großen Wettbewerbsvorteil.  

Vorteile digitaler Logistikketten

Mithilfe digitaler Supply Chain lassen sich viele Prozesse innerhalb der klassischen Logistikkette beschleunigen und auch mit einem deutlich geringeren Personalbedarf ausführen. Waren können deutlich schneller transportiert und ein- und ausgelagert werden. Außerdem entfallen durch die Automatisierung viele Fehlerquellen, welche in traditionellen Logistikprozessen häufig zu Problemen und Kundenreklamationen führen.   

Kernelement einer Umstellung der Logistik hin zu einer digitalen Supply Chain ist eine leistungsstarke SCM-Software, welche in der Lage ist, alle Teilbereiche (Lager, Transport, Bestandsoptimierung und Beschaffungsmanagement) miteinander zu vernetzen. Der wachsenden Bedeutung des Themas entspricht, dass es an den Hochschulen in Baden-Württemberg mittlerweile zahlreiche Studiengänge für Supply-Chain- Management gibt, von denen einige auch berufsbegleitend absolviert werden können.