Künstliche Intelligenz und Fachkräftesicherung

Zusammenarbeit statt Ersatz

AI, Machine learning
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Mai 2025


Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen bietet große Potenziale zur Fachkräftesicherung und spielt in Zeiten des Fachkräftemangels eine immer wichtigere Rolle. KI kann dabei unterstützen, den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zu reduzieren, indem sie Aufgaben übernimmt, die bisher manuell oder durch hochqualifiziertes Personal erledigt werden mussten. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben und die Unterstützung bei komplexeren Tätigkeiten kann KI die Belegschaft entlasten und ermöglicht es, Fachkräfte effizienter einzusetzen. 

Beiträge von KI zur Fachkräftesicherung

Unter dem Begriff der Effizienzsteigerung verbirgt sich im Falle von KI eine Vielzahl von Anwendungsdimensionen, die Mehrwert schaffen. Die folgenden Felder geben eine kompakte Übersicht:

  • Automatisierung und KI-basierte Assistenz: Die KI-basierte Automatisierung von Tätigkeiten kann den künftigen Bedarf an Fachkräften stellenweise mindern. Mit KI können Produktivitätssteigerungen erreicht und Beschäftigte unterstützt sowie entlastet werden. Umgekehrt können Berufe mit besonderen Herausforderungen zur Fachkräftegewinnung durch KI aufgewertet werden, indem KI-Automatisierung zu einer attraktiveren Gestaltung der Arbeit beiträgt. Sie kann auch dazu beitragen, Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle zu erleichtern, und so stille Reserven am Arbeitsmarkt aktivieren.
  • Integration in den Arbeitsmarkt: Das Reservoir an potenziellen Beschäftigten muss noch besser genutzt werden, um den konkreten Bedarf an Fachkräften zu erfüllen, und mit passenden Rahmenbedingungen in die Lage versetzt werden, am Arbeitsmarkt zu partizipieren. Leitfrage wird sein, wie der Pool an geeigneten Fachkräften durch KI erhöht werden kann. Wichtige Elemente sind hier die Integration von (Langzeit-)Arbeitslosen, die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen und älteren Menschen in den Arbeitsmarkt, sowie die Erleichterung von zielgerichteter Fachkräftemigration.
  • Wissenstransfer in die Zukunft: KI kann beim Up-Skilling von Beschäftigten unterstützen. Damit ist die Erweiterung von Fähigkeiten und Kompetenzen gemeint. Wichtige Elemente sind individualisierte Weiterbildungspläne, KI-basierter Wissenstransfer sowie lern- und erfahrungsförderliche Arbeitsumgebungen (mit und durch KI). Der Einsatz von KI sollte nicht zu einer Simplifizierung und einem De-Skilling führen (also zur Verringerung des Qualifikationsniveaus), sondern – im Sinne einer reichhaltigen und guten Arbeit – ermöglichen, im Arbeitsprozess Erfahrungen zu sammeln und zu lernen.

Konkrete Anwendungsbeispiele

Prinzipiell ist der Einsatz von KI im Kontext der Fachkräftesicherung nicht auf einen Wirtschaftszweig begrenzt. In der Industrie können durch den Einsatz von KI-gesteuerten Robotern monotone oder körperlich belastende Tätigkeiten durch KI-Anwendungen erleichtert werden, sodass sich die Fachkräfte auf anspruchsvollere Aufgaben wie die Wartung und Optimierung der Anlagen konzentrieren können. Auch im Gesundheitswesen kann KI zur Entlastung beitragen, indem sie in der Bilddiagnostik zur Analyse von Röntgenaufnahmen oder MRT-Bildern eingesetzt wird. Dadurch gewinnen medizinische Fachkräfte wertvolle Zeit, um sich auf die Patientenversorgung zu fokussieren. Die folgenden Beispiele beschreiben Beispiele, die auch in der Baden-Württembergischen Unternehmenslandschaft zu finden sind.

  • KI-gestützte Roboter als unterstützende Arbeitskraft im Service
    Selbstlernende Systeme mit entsprechender Sensorik ausgestattet helfen beim Be- und Entladen (z.B. Wäscheindustrie) oder dem Transport von Waren (z.B. Supermarkt, Restaurants). Sie ersetzen damit nicht den Menschen, sondern erweitern das Aufgabenspektrum. Neben Sprach- und Gestensteuerung können Teleoperation, Gesichts- und Texterkennung realisiert werden. Die KI eröffnet so ein breites Spektrum an Anwendungen, bei denen direkt mit Menschen zusammengearbeitet oder gefährliche Aufgaben mit minimaler Überwachung ausgeführt werden können. Dies gelingt durch eine KI-gestützte Umfeld- und Objekterkennung, Objekt-Tracking, Umfeldkartierung und simulierte Programmierung.
  • KI-Anwendungen zur technischen Dokumentation von Daten
    Künstliche Intelligenz, um Digitale Datenketten, Content Delivery oder standardisierte Austauschformate automatisch, schnell und sicher abbilden und aufbereiten zu können kommt z.B. im Maschinen- und Anlagenbau, sowie in der Medizin zur Anwendung. Die Software ist für die technische Dokumentation entwickelt. Egal ob es um die Vergabe von Metadaten, die Extraktion von Wissen oder um die Umsetzung von Standards geht. Durch den Einsatz der Software kann viel Zeit eingespart werden.
  • Soziale Roboter in der Pflege
    Soziale Roboter, die auf Kommunikation und Interaktion angelegt sind, unterstützen Pflegekräfte in Kliniken und Seniorenzentren. Mittels KI und entsprechender Sensorik können sie sich selbstständig in Räumen bewegen und Gespräche führen. Sie vermitteln z.B. durch den Zugriff auf ChatGPT Wissen und erkennen Mimik und Gestik ihres Gegenübers, so dass sie auch auf nicht-verbale Signale reagieren können. Die KI erlaubt es, dass sie empathisch und bestärkend auf Patienten und Pflegebedürftige eingehen. Die sozialen Roboter ersetzen dabei nicht die Arbeit der menschlichen Pflegekräfte, ermöglichen aber zusätzliche Interaktionen, so dass Pflegekräften gerade bei hohem Arbeitsaufkommen Zeit für andere Aufgaben haben. Darüber hinaus wird durch den Einsatz sozialer Roboter auch Technologiewissen unter Mitarbeitenden angeregt und der Austausch über ethische Aspekte des technologischen Wandels gefördert.

    Hören Sie hier rein in einen Podcast von Wirtschaft digital zum Thema „soziale Roboter in der Altenpflege“! 

Kritische Fragen und ethische Aspekte

Bei allen Effizienzsteigerungen und positiven wirtschaftlichen Aspekte muss unbedingt im Blick behalten werden, dass neue Technologien eine Umbruchsituation mit sich bringen, die auch teils mit Verlusten einher geht und Unsicherheit kreiert. Dies betrifft insbesondere die folgenden Themen, die hier nur überblicksartig angerissen werden können:

  • Angst um Arbeitsplatzverlust und Vertiefung von Ungleichheit zwischen Berufsgruppen

  • Fehlende Transparenz und Verantwortung angesichts von selbstlernenden Systemen, die automatisiert Entscheidungen treffen

  • Fehlentscheidungen und Diskriminierung, gerade bei Personalentscheidungen, sofern KI bei Recruiting und sonstigen Personalmanagementthemen zum Einsatz kommt

  • Verlust von Menschlichkeit in der Arbeitswelt bzw. Gefahr der Vermenschlichung von Maschinen und damit Realitätsverzerrung

  • Datenschutz und Verlust der Privatsphäre beim Einsatz von KI im Umgang mit Mitarbeitendendaten

  • Zunehmende Abhängigkeit von KI in Unternehmen und Verlust von Autonomie

Da es sich bei der zunehmend schnellen Verbreitung von KI um neue Erfahrungen seitens der Unternehmen handelt, gerade in Bezug auf Personalthemen, sind auch die damit einhergehenden Herausforderungen neu. Vermeidung oder Verschweigen sind im Umgang mit diesen Themen mit Sicherheit nicht die richtige Strategie, um Mitarbeitende zu halten oder neue zu gewinnen. Viel wichtiger sind hier Aspekte wir Weiterbildung und Informationsveranstaltungen, um Mitarbeitenden ausreichend Raum zu geben, ihre Sorgen zu äußern und gleichzeitig die Chancen von KI für den eigenen beruflichen Kontext zu erkennen.