Durch die Möglichkeit, Daten und Programme in die Cloud zu verlagern, ergeben sich für nahezu alle Branchen und Unternehmen neue, sogenannte XaaS-Geschäftsmodelle. Während „aaS“ die Abkürzung für „as a Service“ („als Dienstleistung“) ist, steht das „X“ für ein beliebiges Angebot − gelegentlich auch „Anything/Everything as a Service“ genannt. Kennzeichen der XaaS-Geschäftsmodelle ist, dass sie auf der Vergabe von Nutzungsrechten beruhen. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass der Wert eines Produkts für Käufer oft nicht in dessen materiellen Besitz liegt, sondern in dessen Nutzung. 

Ein früher Vorläufer dieser Geschäftsmodelle stammt aus dem Jahr 1962: Rolls-Royce verkaufte seine Flugzeugtriebwerke damals nicht mehr an Fluggesellschaften, sondern rechnete über die mit den Triebwerken abgeleisteten Betriebsstunden ab. Der Hersteller übernahm dabei auch die Wartung, Instandhaltung und Reparatur der Triebwerke und preiste das entsprechend in den Verträgen ein. Die heute gängigen XaaS-Geschäftsmodelle greifen diesen Ansatz auf, rechnen aber seltener die Performance der angebotenen Leistung ab als deren Nutzung. Diese wird in den heute gängigen XaaS-Modellen in aller Regel über Cloud-Computing ermöglicht. Mittlerweile schon klassische Anwendungen dafür sind Infrastructure-as-a-Service (Iaas), Platform-as-a-Service (PaaS) oder Software-as-a-Service (SaaS). 


Beispiele für XaaS-Geschäftsmodelle

Bei Software-as-a-Service wird Software nicht mehr in Form einer Lizenz verkauft. Stattdessen wird sieNutzern als Dienstleistung zur Verfügung gestellt, was den Vorteil hat, dass diese nicht mehr um Updates kümmern müssen. Die Software „veraltet“ nicht, sondern ist immer auf dem neusten Stand. 
Platform-as-a-Service wird vorwiegend im Forschungs- und Entwicklungsbereich genutzt. Die Nutzer zahlen für die Bereitstellung einer integrierten Entwicklungs- und Laufzeitumgebung. 
Infrastructure-as-a-Service stellt typische Komponenten der IT-Infrastruktur eines Rechenzentrums wie Hardware, Rechenkapazität oder Speicherplatz über die Cloud zur Verfügung. Das Modell bietet sich vor allem für Nutzer an, die Anwendungen entweder nur einmalig bzw. selten nutzen oder Belastungsspitzen abfangen wollen. Damit bietet IaaS Vorteile sowohl für kleine und mittlere, für die sich die Anschaffung der IT-Infrastruktur nicht rechnen würde, als auch für große Unternehmen und Konzerne, die mit IaaS-Angeboten ihre Flexibilität erhöhen. Die zentrale Rolle von IaaS für die weitere Entwicklung der digitalen Wirtschaft streicht die Non-Profit Organisation CISPE (Cloud Infrastructure Services Providers in Europe) hervor. Der Verband besteht aus Anbietern von Cloud-Infrastruktur-Services und sich hat zum Ziel gesetzt, das Verständnis für und die Nutzung von Dienstleistungen im Bereich Infrastructure-as-a-Service im Europäischen Wirtschaftsraum zu fördern. 
Seit Jahren kommen immer weitere, neue XaaS-Geschäftsmodelle auf den Markt. In ihnen spiegeln sich häufig aktuelle Entwicklungen wie die Digitalisierung des Verkehrs- und Mobilitätsmanagements, das Vorankommen des Internet der Dinge (IoT), der Datenmonetarisierung, der Industrie 4.0, oder der Trend zur Plattformökonomie wider. Beispiele sind: Data-Intensive-Computing-as-a-Service (DICaaS), Storage-as-a-Service, Monitoring-as-a-Service, Business-Process-as-a-Service, Data-as-a-Service oder Communications-as-a-Service oder Smart-Factory-as-a-Service (SFaaS). Neben immateriellen Angeboten gibt es zudem as-a-Service Angebote für materielle Güter (Equipment-as-a-Service, Office-as-a-Service etc.). 


Vorteile von Everything-as-a-Service-Geschäftsmodellen

Für Nutzer sind XaaS-Angebote vor allem aufgrund ihrer Kosteneffizienz vorteilhaft. Da die physischen Ressourcen vom Serviceanbieter angeboten werden, fallen Vorabkosten für die Anschaffung von Produkten weg. Abgerechnet werden verbrauchsgerechte Betriebskosten, bezahlt wird nur für das, wastatsächlich in Anspruch genommen wird. Auch Wartungen, Aktualisierungen, Problembehebungen oder der Ersatz veralteter Hardware belasten Anwender nicht mehr. Darüber hinaus lässt sich mit Hilfe von XaaS-Modellen schnell auf neue Technologien zugreifen, die vom Serviceprovider unterstützt werden – die Skalierung der Infrastruktur erfolgt dabei automatisch. Die Nutzung von XaaS-Angeboten erhöht damit nicht zuletzt die Flexibilität von Unternehmen: Sie können schneller agieren und häufig auch leichter mit anderen Betrieben zusammenarbeiten. 
Für die Anbieter von XaaS-Lösungen liegt der Mehrwert insbesondere in der Generierung regelmäßig wiederkehrender Einnahmen sowie einer starken Kundenbindung. Abhängig vom Marktumfeld ergeben sich auch Wettbewerbsvorteile durch Alleinstellungsmerkmale – etwa, wenn ein Maschinenhersteller als einziger oder nur einer von wenigen im Markt seine Modelle as-a-Service anbietet.


Herausforderungen nutzungsbasierter Geschäftsmodelle

In der privaten Nutzung von Apps oder SaaS-Angeboten hat sicher schon jeder einmal die Erfahrung gemacht, dass das, was heute noch kostenfrei ist, schon am nächsten Tag mit Mehrkosten verbunden sein kann. Die langfristige Nutzung eines SaaS-Modells kann so mitunter teurer werden als die einmalige Anschaffung einer Software. Für Unternehmenskunden kommen zudem einige weitere Herausforderungen von XaaS-Modellen zum Tragen. 
So ist der Service-Anbieter für die Datensicherheit verantwortlich. Als Kunde muss man sich darauf verlassen, dass der Anbieter über die entsprechenden Sicherheitsprozesse verfügt. Dabei liegt es in der Verantwortung der Kunden, sicherzustellen, dass die Anbieter die für sie geltenden Vorschriften einhalten. Hinzu kommen mögliche Leistungsprobleme, wenn beispielsweise mehrere Kunden dieselben Ressourcen eines Anbieters gleichzeitig nutzen und dadurch das System an seine Grenzen bringen. Eine uneingeschränkte Betriebszeitgarantie gibt es damit in der Regel nicht. 
Auch auf Anbieterseite gibt es nicht ausschließlich Vorteile. So entsteht bei der Markteinführung eines XaaS-Modells typischerweise eine anfängliche Einnahmelücke. Um diese zu überbrücken, müssen in der Regel Finanzierungspartnerschaften eingegangen werden.

  
Was sind die Treiber für XaaS-Modelle?

Eine aktuelle Studie von Autoren der Technischen Universität München und der Deutschen Akademie der Wissenschaften kommt zu dem Ergebnis, dass sich zwei Gruppen von Unternehmen besonders zu nutzungsbasierten Modellen hingezogen fühlen: Zum einen Unternehmen in „jungen“, technikaffinen Branchen. Sie setzen darauf, dass sie ihre innovativen Produkte durch XaaS-Angebote leichter auf den Markt bringen können. Unternehmen in reiferen oder auch rückläufigen Branchen versuchen dagegen mit nutzungsbasierten Modellen ihre Marktposition zu sichern und Kunden mit Liquiditätsproblemen nicht zu verlieren. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass die Digitalisierung diese Entwicklungen weiter verstärken wird.